Wert des Geldes und Inflation

Eine Steinfigur mit besorgtem Blick schiebt einen Einkaufswagen, im Hintergrund sind Regale mit Waren

In Tageszeitungen und Medienberichten gibt es derzeit kaum ein wirtschaftliches Thema, das so präsent ist wie die Inflation. 

Preise verändern sich, so viel steht fest. Doch was ist eigentlich Inflation, wer ist für die Sicherung von Preisstabilität zuständig und welche Ursachen können Preisschwankungen haben? Auf folgender Seite lernst du, wie Inflation entsteht und wie die Europäische Zentralbank (EZB) gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken für die Sicherung von Preisstabilität sorgt.

Inflation: Was bedeutet das für mich?

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Inflation und Deflation

Bereits ab dem Zeitpunkt, zu dem wir als Kind Taschengeld bekommen, können wir beobachten, dass manche Produkte und Dienstleistungen im Laufe der Zeit billiger werden, während bei anderen die Preise steigen. Solche Schwankungen sind in einer Marktwirtschaft nicht ungewöhnlich. Die Höhe einzelner Preise hängt nämlich von vielen Faktoren ab. So beeinflussen zum Beispiel auch unsere Vorlieben und Präferenzen das Angebot von und die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen.

Wenn einzelne Produkte und Dienstleistungen teurer werden, bedeutet das nicht automatisch, dass die Preise in einem Land allgemein steigen. Nur wenn die Preise von vielen Produkten und Dienstleistungen, über einen längeren Zeitraum steigen, spricht man von Inflation. Da höhere Preise bedeuten, dass man sich mit einem bestimmten Geldbetrag weniger kaufen kann, wird Inflation auch als ein allgemeiner Kaufkraftverlust bezeichnet. Der Wert des Geldes sinkt. Das Gegenteil der Inflation ist die Deflation. Im Falle einer Deflation sinkt das allgemeine Preisniveau und der Wert des Geldes steigt. Das bedeutet, dass sich beispielsweise eine Familie im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt nun um denselben Geldbetrag mehr Produkte und Dienstleistungen kaufen kann.

Folgen von Inflation und Deflation

Sowohl eine hohe Inflation als auch eine Deflation sind für einen Wirtschaftsraum wie Österreich oder die Europäische Union (EU) problematisch. Eine hohe Inflation bewirkt zum Beispiel, dass Sparvermögen an realem Wert verliert, sofern die vereinbarten Zinsen niedriger sind als die Inflation. In Zeit hoher Inflationsraten wird in der Regel das allgemeine Zinsniveau erhöht. Dadurch steigen auch die Zinsen, die für Kredite bezahlt werden müssen. Durch die höheren Zinskosten wird das Tätigen von Investitionen in Zeiten der Inflation teurer, weshalb die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern sinkt. Das Wirtschaftswachstum kommt ins Stocken (siehe auch Geld und sein Preis (Zinsen)). Wenn die Inflation übermäßig hoch ist (diese extreme Form der Inflation wird auch als Hyperinflation bezeichnet und liegt bei Inflationsraten von über 50 % vor), geht zudem das Vertrauen in die Währung verloren. 

Bei einer Deflation sinken die Preise. Für die Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch für die Unternehmen ist diese Entwicklung auf den ersten Blick sehr positiv. Denn sie können für das gleiche Geld mehr Güter kaufen als vorher. Für eine Volkswirtschaft hat eine Deflation jedoch viele negative Folgen. Denn wenn Menschen und Unternehmen von sinkenden Preisen ausgehen, werden Kaufentscheidungen aufgeschoben. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen und die Unternehmen senken ihre Preise weiter. Mittelfristig bremst dies das Wirtschaftswachstum. Zudem gehen Arbeitsplätze verloren, weil die Unternehmen weniger produzieren. Dadurch haben die Konsumentinnen und Konsumenten wiederum weniger Geld zum Einkaufen zur Verfügung. Die sinkende Nachfrage zwingt die Unternehmen wiederum, ihre Produktion zu drosseln und die Preise zu senken. Dieser Teufelskreis wird auch als Deflationsspirale bezeichnet und ist ebenso schädlich wie eine zu hohe Inflation.

Rolle der Zentralbanken

Damit die Wirtschaft langfristig stabil ist, muss die Währung in einem Wirtschaftsraum möglichst stabil sein. Schließlich funktionieren Tauschvorgänge in einer Wirtschaft nur dann gut, wenn die Wirtschaftsteilnehmenden darauf vertrauen, dass das Geld, das sie heute besitzen, auch noch morgen annähernd denselben Wert hat. Für die Sicherung der Preisstabilität einer Währung ist die jeweilige Zentralbank zuständig. Sie versucht, durch geldpolitische Maßnahmen eine Währung möglichst stabil zu halten.

Vor der Einführung des Euro waren die Notenbanken der einzelnen Länder für die Geldpolitik der jeweiligen Länder zuständig. Seit der Einführung des Euro ist das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) für die Preisstabilität im Euroraum verantwortlich. Zum ESZB gehören die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt in Deutschland und die Nationalbanken aller 27 Länder der Europäischen Union. Zum eigentlichen Eurosystem zählen die EZB und die Nationalbanken der 20 Länder, welche den Euro als Währung haben – in Österreich die Österreichische Nationalbank (OeNB).

Das Hauptziel der EZB ist die Sicherung der Preisstabilität im Euroraum. Weitere Ziele sind die Förderung der allgemeinen Wirtschaftspolitik der EU und das Funktionieren des Zahlungsverkehrs im Euroraum. Von Preisstabilität wird nach Definition der EZB dann gesprochen, wenn die Inflation mittelfristig bei zwei Prozent liegt.

Doch wenn die Preise möglichst stabil sein sollen, warum strebt die EZB nicht eine Inflationsrate von Null an? Durch eine geringfügige Inflation rund um zwei Prozent soll eine für einen Wirtschaftsraum sehr problematische Deflationsspirale vermieden werden. Schließlich führt eine länger andauernde Deflation oftmals zum wirtschaftlichen Abschwung (Rezession), wodurch auch viele Arbeitsplätze verloren gehen können (Deflationsspirale). Außerdem soll durch den geringen Kaufkraftverlust das Wirtschaftswachstum gefördert werden. Schließlich ist eine geringe Inflation für einen Wirtschaftsraum sogar günstig, da Personen eher bereit sind, ihr Geld auszugeben, wenn dieses mit der Zeit, wenn auch nur geringfügig, an Wert verliert.

Wie kann die EZB nun die Preisstabilität beeinflussen? Im Zentrum der Politik der EZB stehen die Kontrolle und Steuerung der Geldmenge und die Versorgung des Euroraumes mit Geld. Die EZB berücksichtigt bei ihren geldpolitischen Entscheidungen viele Faktoren. Neben der Geldmenge beobachtet sie insbesondere auch die weltweiten wirtschaftlichen Entwicklungen und jene im Euroraum. Ziel ist, dass die im Umlauf befindliche Geldmenge in Euro der am Markt verfügbaren Menge an Gütern entspricht. Denn Inflation entsteht dann, wenn die Geldmenge im Verhältnis zur Gütermenge übermäßig ansteigt (zum Zusammenhang zwischen Geld- und Gütermenge siehe auch Geld als Tauschmittel). Die Geldmenge und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage werden stark durch die Geldpolitik eines Wirtschaftsraumes beeinflusst. Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen senkt, wird es für Unternehmen und Haushalte günstiger, Kredite aufzunehmen. Mehr Kredite (und damit eine steigende Geldmenge) werden für Investitionen und Konsum genutzt, und so steigt auch die Nachfrage. (Mehr Informationen zur Geldpolitik der EZB und der Steuerung der Geldmenge durch den Leitzins siehe auch „Geld und sein Preis (Zinsen)“).

Ursachen von Inflation

Inflation entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen der in einem Wirtschaftsraum verfügbaren Menge an Produkten und Dienstleistungen (Angebot) und der Nachfrage nach diesen. Befindet sich das gesamtwirtschaftliche Angebot im Gleichgewicht mit der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, bleiben die Preise stabil. Steigt die Geldmenge und haben Haushalte und Unternehmen dadurch mehr Geld zur Verfügung, dann steigt in der Regel die Nachfrage. Die Ursachen der Inflation können daher auf der Seite der Nachfrage und/oder auf der Seite des Angebots entstehen. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die möglichen Ursachen von Inflation.

Angebotsinflation: Angebotsinflation entsteht, wenn Unternehmen die Preise erhöhen. Gründe dafür gibt es viele. Beispielsweise können Probleme mit den Lieferketten oder Stillstände in der Produktion dazu führen, dass Unternehmen nicht mehr so viel anbieten können. Bleibt die Nachfrage aber gleich, steigen die Preise. Auch wenn Unternehmen mit gestiegenen Kosten für Personal, Energie und Rohstoffe konfrontiert sind, werden diese Mehrkosten oft an die Kundinnen und Kunden weiterverrechnet (Kostendruckinflation).

Besonders Lohnverhandlungen spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Für Unternehmen stellen die zu bezahlenden Löhne und Gehälter in der Regel eine große Kostenposition dar. Es gibt jedoch auch viele weitere Einflussfaktoren auf die Preisgestaltung von Unternehmen. Wenn in Lohnverhandlungen höhere Löhne und Gehälter beschlossen werden, geben Unternehmen die gestiegenen Personalkosten zumindest teilweise an ihre Kundinnen und Kunden weiter, indem sie die Preise erhöhen. Die Preiserhöhungen führen wiederum zu weiteren Forderungen nach einer Erhöhung der Löhne und Gehälter aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, da diese in Zeiten hoher Inflation ebenfalls mit gestiegenen Kosten konfrontiert sind. Wenn Arbeitenehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Geld zur Verfügung haben, um Güter zu kaufen, reagieren Unternehmen oftmals wiederum mit einer Erhöhung ihrer Preise, um die eigenen Gewinnmargen beizubehalten. Auf diese höheren Preise reagieren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wiederum mit einer Forderung nach mehr Lohn, um einen Ausgleich für die eigenen gestiegenen Kosten zu erhalten. Beide Seiten, Unternehmen und Arbeitnehmende, sind jeweils mit höheren Kosten konfrontiert. Durch dieses Zusammenspiel entsteht eine dynamische Entwicklung, wobei sich Lohn- und Preisniveau gegenseitig hochtreiben. Diese Dynamik wird auch als Inflationsspirale bezeichnet. 

Auch steigende Energiepreise sind stark inflationstreibend, denn jede Branche und jeder Haushalt ist auf Energie angewiesen. Steigen die Preise für eine wichtige Energiequelle wie Strom oder Gas, ist es schwierig, den Verbrauch zu reduzieren oder auf andere Energiequellen umzusteigen.

Schließlich kann auch eine vorteilhafte Marktposition dazu führen, dass Unternehmen die Preise erhöhen, um den Gewinn zu maximieren (Gewinninflation). Das ist vor allem der Fall, wenn auf einem Markt wenige Anbieterinnen und Anbieter vorhanden sind und dadurch wenig Wettbewerb besteht. Damit Unternehmen die Preise nicht frei bestimmen können, muss der Staat dafür sorgen, dass keine Kartelle (Preisabsprachen zwischen Unternehmen) oder Märkte mit zu wenigen Anbieterinnen und Anbietern entstehen.

Nachfrageinflation: Inflation kann durch eine Erhöhung der Nachfrage ausgelöst werden, wenn zum Beispiel die Nachfrage privater Haushalte steigt (Konsuminflation) und/oder Unternehmen oder der Staat (Investitionsinflation) verstärkt investieren. Unternehmen brauchen in der Regel etwas Zeit, um die Produktion auszuweiten, oder die Ausweitung der Produktion ist trotz gestiegener Nachfrage aufgrund von Ressourcenknappheit oder Lieferproblemen nicht möglich. In diesem Fall ist das gesamtwirtschaftliche Angebot kleiner als die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Als Folge steigen die Preise für Produkte und Dienstleistungen.

Das war beispielsweise nach Ende der Corona-Pandemie der Fall. Während der Pandemie haben die Menschen ihr Geld oftmals gespart. Auch Unternehmen waren vorsichtig und haben mit Investitionen teilweise gewartet, da der Ausgang der Pandemie unklar war. Nach den Lockerungen stieg die Nachfrage wieder deutlich. Während private Haushalte vor allem wieder Konsumgüter kauften, Reisen buchten oder die Gastronomie nutzten, begannen die Unternehmen wieder verstärkt zu investieren. Preissteigerungen waren die Folge.

Nochmals in Kürze

Was ist Inflation?

Wenn die Preise vieler Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum steigen, spricht man von Inflation. Inflation bedeutet, dass das allgemeine Preisniveau steigt und man mit einem bestimmten Geldbetrag weniger kaufen kann als vorher (allgemeiner Kaufkraftverlust).

Was ist Deflation?

Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bedeutet, dass die Preise vieler Güter und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum sinken. Bei einer Deflation sinkt das allgemeine Preisniveau und der Geldwert steigt (allgemeiner Kaufkraftgewinn).

Wer ist für die Sicherung der Preisstabilität zuständig?

Seit der Einführung des Euro ist das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) für die Preisstabilität im Euroraum verantwortlich. Zum ESZB gehören die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt in Deutschland und die Nationalbanken aller 27 Länder der Europäischen Union. Die EZB definiert Preisstabilität als eine Inflation von mittelfristig zwei Prozent.
 

Welche Ursachen kann Inflation haben?

Preisniveauschwankungen entstehen durch Ungleichgewichte zwischen gesamtwirtschaftlichem Angebot und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage. Zu den angebotsseitigen Ursachen der Inflation zählen die Kosteninflation und die Gewinninflation. Zu den nachfrageseitigen Ursachen der Inflation zählen die Konsum- und die Investitionsinflation.