Umgang mit Risiken

Steinfigur hängt an kaputtem Fallschirm

Risiken sind ein integraler Bestandteil unseres Lebens. Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, und mit jeder Chance, die wir nutzen wollen, gehen Risiken einher. Wie und wo wir leben, welche Ausbildung wir machen, welchen Beruf wir ergreifen und welche Partnerschaft wir eingehen – wir können nie sicher gehen, dass sich die Dinge so entwickeln, wie wir gehofft haben. 

Das gilt auch bei finanziellen Entscheidungen. Manchen Risiken lassen sich vermeiden. Doch wer Ziele im Leben erreichen will, muss auch lernen, mit Risiken umzugehen. Wer zum Beispiel seinen Job wechselt, eine neue Ausbildung beginnt oder für die Finanzierung eines Hauses einen Kredit aufnimmt, will damit etwas Positives im Leben erreichen, geht aber auch Risiken ein, dass sich nicht alles so entwickelt wie erhofft. Daher ist es wichtig, zu wissen, was man unter Risiko versteht, welche Risikofaktoren es gibt und wie Menschen mit Risiken umgehen können.

Definition von Risiko

Der Begriff Risiko beschreibt die Möglichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis oder eine Handlung einen nicht genau vorhersehbaren oder erwarteten Ausgang nimmt und das Ergebnis das Gegenteil des Erwünschten und Geplanten ist, wobei auch der Zufall eine Rolle spielen kann. Im allgemeinen Sprachgebrauch geht es dabei oftmals um Gefahren und Unsicherheiten. Dennoch kann ein Risiko immer auch eine Chance bedeuten und zu positiven Konsequenzen führen. Die Auswirkungen von Risiken können sowohl finanziell, wie Gewinne oder Verluste bei Investitionen, als auch immateriell sein, wie zum Beispiel emotionale Reaktionen auf Verluste und Schicksalsschläge. Natürlich stehen nicht nur Privatpersonen, sondern alle Wirtschaftsteilnehmenden vielfältigen Risiken gegenüber. Im Mittelpunkt dieser Seite stehen aber die individuellen finanziellen Risiken von Privatpersonen.

Risikofaktoren

Die Risikofaktoren in den verschiedenen Lebensbereichen sind nicht überschneidungsfrei. So führen Veränderungen in einem Lebensbereich oftmals auch zu Veränderungen und Risiken in anderen Bereichen.

Im persönlichen Lebensbereich spielt insbesondere die Gesundheit eine große Rolle. Mögliche Risiken könnten dabei beispielsweise plötzlich auftretende Krankheiten, Unfälle und Verletzungen sein. Infolgedessen könnte ein Individuum möglicherweise auch pflegebedürftig und berufsunfähig werden, was auch Auswirkungen auf die berufliche Sphäre hätte.

Im beruflichen Umfeld spielt insbesondere das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren oder arbeitsunfähig zu werden, für Privatpersonen eine große Rolle. Arbeitslosigkeit birgt viele Risiken, da insbesondere der Einkommensverlust gravierende Auswirkungen auf das Leben eines Individuums haben kann und meist auch Folgen für andere Lebensbereiche mit sich bringt.

Im familiären Umfeld besteht für Privatpersonen beispielsweise das Risiko, Familienmitglieder zu verlieren oder für pflegebedürftige Angehörige verantwortlich zu werden. Insbesondere die Scheidung von oder der Verlust einer (alleinverdienenden) Partnerin oder eines (alleinverdienenden) Partners kann unter anderem schwerwiegende finanzielle Folgen haben.

Im finanziellen Bereich gibt es viele verschiedene Risikofaktoren, zu denen zum Beispiel unerwartete Ausgaben zählen. Zudem birgt auch die Aufnahme eines Kredits gewisse Risiken. Bei einem variabel vereinbarten Zinssatz können wirtschaftliche Schwankungen oder Veränderungen und Zinserhöhungen beispielsweise zu unerwartet hohen Zinszahlungen führen. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass die Kreditnehmerin oder der Kreditnehmer den Job verliert und aufgrund des Einkommensverlustes die Kreditraten (siehe auch Kredite und ihre Kosten) nicht mehr zurückzahlen kann. Zudem bestehen im Zusammenhang mit Investitionen viele Risiken. Bei der Investition in Sachwerte, wie beispielsweise in eine Immobilie, sollte bedacht werden, dass es schwierig sein kann, diese zum Wunschzeitpunkt und Wunschpreis wieder verkaufen zu können. Außerdem kann es zu einem Wertverlust kommen oder, zum Beispiel bei Kraftfahrzeugen, auch zu Diebstahl oder Beschädigungen. Investitionen in Finanzprodukte können, unter anderem aufgrund von Renditeschwankungen, aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen, Fremdwährungsrisiken, Inflation oder sonstigen Schwankungen auf den Finanzmärkten, ebenso einen Wertverlust erleiden. Nichtsdestotrotz bergen Investitionen in Sachwerte und Finanzprodukte auch immer die Chance auf Wertsteigerungen und Gewinne.

Zudem bestehen klima- und umweltbezogene Risikofaktoren. Diese umfassen zum Beispiel Naturkatastrophen wie Erdbeben oder aufgrund des Klimawandels verstärkt auftretende Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren, Stürme, Hagel und Murenabgänge. Klima- und Umweltrisiken können ebenso gravierende Auswirkungen auf viele Lebensbereiche der Menschen haben, wie beispielsweise auf die Gesundheit durch extreme Hitze, finanzielle Auswirkungen und Schäden aufgrund der Extremwetterereignisse etc. 

Technologische Risiken können unter anderem von technologischem Fortschritt ausgehen. So kann beispielsweise die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz dazu führen, dass Arbeitsplätze bedroht und abgebaut werden. Die Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz schaffen aber auch neue Möglichkeiten und Chancen. Zum Beispiel können sie dazu beitragen, Routineaufgaben zu automatisieren und neue Arbeitsfelder zu schaffen.

Risikoeinstellung

Im Umgang mit all diesen Risiken ist es relevant, dass Personen entsprechend ihrer eigenen Risikoeinstellung handeln. Diese beeinflusst maßgeblich die Entscheidungen, die Menschen im Alltag treffen. Die Grenzen zwischen Risikofreude und Risikoabneigung (Risikoaversion) sind dabei fließend. 

Menschen, die eine ausgeprägte Risikofreude aufweisen, sind eher bereit, Unsicherheiten und Risiken einzugehen, um potenzielle Chancen zu nutzen. Dabei bevorzugen sie in ihren Entscheidungen tendenziell risikoreichere Alternativen, sei es im Beruf, in der Freizeit oder bei finanziellen Entscheidungen. Risikofreudige Menschen wählen somit häufig jene Möglichkeiten, die höhere (Gewinn-)Chancen, und damit verbunden meist auch größere Verlustrisiken mit sich bringen.

Risikoabgeneigte (risikoaverse) Personen tendieren hingegen eher dazu, Unsicherheiten und Risiken zu vermeiden und sichere Alternativen zu wählen. Um mögliche Verluste zu minimieren, wählen sie somit oftmals jene Möglichkeiten, die mit geringeren Risiken und damit meist auch geringeren (Gewinn-)Chancen verbunden sind. Diese Risikoeinstellung kann sich beispielsweise in Karriereentscheidungen, Investitionsentscheidungen sowie auch bei privaten Lebensentscheidungen zeigen. Risikoaverse Menschen neigen auch im Alltag dazu, detaillierte Pläne gegenüber spontanen Entscheidungen zu bevorzugen, da letztere meist mit höheren Risiken verbunden sind.

Die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Risikoeinstellung ist somit wesentlich, um fundierte Entscheidungen im Leben zu treffen, die im Einklang mit den individuellen Zielen und Werten stehen. 

Risikomanagement

Das effektive Management von Risiken ist nicht nur für Unternehmen, sondern insbesondere auch für Privatpersonen sehr wichtig. Damit kann die finanzielle Stabilität und das persönliche Wohlbefinden gefördert werden. Dafür wird nachfolgend ein strukturierter Ansatz für das Risikomanagement vorgestellt, der häufig in Organisationen zum Einsatz kommt, aber ebenso für Privatpersonen geeignet ist. Dieser besteht aus den vier Schritten Risikoidentifikation, Risikobewertung, Risikosteuerung und Risikokontrolle.

Risiken erkennen (Risikoidentifikation)

Der erste Schritt im Risikomanagement von Privatpersonen sollte darin bestehen, mögliche Risiken im eigenen Leben zu erkennen. Diese umfassen Risiken im Zusammenhang mit der Gesundheit, mit dem Beruf, mit finanziellen Entscheidungen, mit familiären Veränderungen, mit Klima- und Umweltfaktoren und mit sonstigen möglichen Einflüssen auf das eigene Leben. Jeder und jede sollte sich dabei genau überlegen, welchen Risiken sie oder er in diesen Bereichen ausgesetzt ist.

Risiken bewerten (Risikobewertung)

Hat man mögliche Risiken erkannt, ist es wichtig, diese Risiken zu bewerten: Wie groß ist der mögliche Schaden (Schadenshöhe)? Und wie wahrscheinlich ist es, dass er eintritt (Eintrittswahrscheinlichkeit)?  

In der nebenstehenden Risikomatrix sind diese beiden Bewertungskriterien abgebildet. Dabei wird deutlich, dass man sich vor allem mit Risiken auseinandersetzen sollte, die einen hohen möglichen Schaden mit sich bringen und wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er tatsächlich eintritt.

Risiken steuern (Risikosteuerung)

Sind die Risiken erkannt und bewertet, hat man die folgenden Möglichkeiten, mit ihnen umzugehen:

Risiko vermeiden

Man kann ein Risiko vermeiden, indem man bestimmte Aktivitäten, die mit dem Risiko verbunden sind, unterlässt. Das bedeutet für risikoscheue Personen, dass sie ihr Geld beispielsweise nicht in sehr riskante Finanzprodukte investieren.

Risiko reduzieren

Man kann das Risiko reduzieren, indem man Aktivitäten wählt, die mit einem vergleichsweise geringeren Risiko einhergehen. Beispielsweise könnten Personen, die Geld anlegen wollen, eine diversifizierte Portfoliostrategie (siehe dazu auch Risikoverteilung bei Veranlagungen) wählen, statt eine Investition in ein einzelnes Finanzprodukt zu tätigen.

Risiko abwälzen

Existenzbedrohende Risiken können insbesondere durch den Abschluss von Versicherungen auf Versicherungsunternehmen abgewälzt (übertragen) werden, sodass das Individuum im Schadensfall nicht die (gesamte) finanzielle Last zu tragen hat. Bei manchen Versicherungslösungen darf nicht übersehen werden, dass sie umso billiger sind, je früher sie abgeschlossen werden – etwa bei einer privaten Krankenzusatzversicherung. Je später im Leben derartige Versicherungen abgeschlossen werden, umso teurer sind die Prämien.

Risiko tragen oder übernehmen

Restrisiken, die akzeptabel und nicht existenzbedrohend sind, können vom Individuum selbst getragen werden, wobei es wichtig ist, dafür mit einem angemessenen finanziellen Puffer vorzusorgen.

Risiken kontrollieren (Risikokontrolle)

Man sollte regelmäßig kontrollieren, ob der individuelle Umgang mit den Risiken weiterhin optimal ist. Finanzielle Ziele, persönliche Umstände und neue Lebensphasen können die Risikoeinstellung von Individuen laufend verändern und erfordern somit immer wieder einer Kontrolle, ob die Bewertung und die gewählte Strategie für den Umgang mit den Risiken eventuell angepasst werden muss. Dafür ist ein durchdachtes und kontinuierliches Risikomanagement wichtig, das es Privatpersonen ermöglicht, eine stabile Grundlage für ihre Lebensziele zu schaffen und gleichzeitig ihre finanzielle Sicherheit zu stärken.

Tipp

  • Kontrolliere regelmäßig, ob die von dir gewählte Strategie, mit Risiken umzugehen, zu deiner aktuellen Lebenssituation passen! Veränderte Lebenssituationen oder Einstellungen zum Risiko erfordern laufend ein Risikomanagement.

Nochmals in Kürze

Was bedeutet der Begriff Risiko?

Der Begriff Risiko beschreibt die Möglichkeit, dass bestimmte Ereignisse oder Handlungen unerwartete Ergebnisse haben können, wobei auch der Zufall eine Rolle spielen kann.

Warum gehören Risiken zum Leben dazu?

Risiken sind ein ständiger Teil unseres Lebens, da sie mit den Entscheidungen und Chancen verbunden sind, die wir täglich treffen und nutzen möchten.

In welchen Lebensbereichen können Risiken auftreten?

Risiken können in verschiedenen Lebensbereichen auftreten,  unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Beruf, Finanzen, Familie, Umwelt und Technologie.

Wie können Privatpersonen mit den Risiken in ihrem Leben umgehen?

Privatpersonen können mit den Risiken in ihrem Leben umgehen, indem sie diese erkennen, bewerten, steuern und kontrollieren. Dies beinhaltet Maßnahmen zur Vermeidung, Reduktion, Abwälzung und Übernahme von Risiken sowie die regelmäßige Anpassung der Risikostrategie an veränderte Lebensumstände.