Verschuldung und Überschuldung
Man denkt sich normalerweise nicht viel dabei, wenn man sich für einen Kaffee oder eine Jause zwischendurch rasch von einem Freund oder einer Freundin etwas Geld ausborgt. Das tun ja auch schon Kinder manchmal. Trotzdem sind es Schulden, und wenn man sie nicht zurückzahlen kann, sind sie ein Problem.
Im Laufe des Lebens können wir uns für unterschiedliche Anschaffungen verschulden, wie beispielsweise für ein Eigenheim oder auch für Konsumgüter. Manchmal sind Schulden wirtschaftlich sinnvoll, in anderen Fällen können sie problematisch sein. Verschuldung ist also ein Thema, das uns in den unterschiedlichsten Lebenssituationen begegnen kann. Doch was steckt eigentlich dahinter? Hier gibt es mehr Informationen dazu.
Schulden und Verschuldung
Verschuldet ist, wer sich Geld (oder auch andere Dinge) von anderen Personen oder Institutionen ausleiht. Dies ist unabhängig von der Höhe des Geldbetrags und unabhängig davon, wem dieses Geld geschuldet wird. Verschuldung selbst muss nicht unbedingt kritisch sein. Schulden zu haben, heißt auch nicht, dass damit Probleme verbunden sein müssen. Sich zu verschulden stellt eine wirtschaftliche Entscheidung dar, bei der man auf zukünftiges Geld verzichtet, um heute schon Geld verfügbar zu haben. Es wird also nicht so lange gewartet und gespart, bis eine Anschaffung aus eigenen Mitteln leistbar ist, sondern die Anschaffung wird sofort mit fremden Mitteln getätigt. Das bedeutet aber auch, später auf Konsum verzichten zu müssen, um die Rückzahlungen aufbringen zu können. Sofern die Rückzahlungen mit dem laufenden Einkommen oder dem vorhandenen Vermögen geleistet werden können, liegt grundsätzlich keine kritische finanzielle Situation vor.
Schuldenprobleme und Überschuldung
Probleme mit Schulden entstehen dann, wenn man sie nicht pünktlich zurückzahlen kann (das heißt eine fristgerechte Begleichung von Zahlungsverpflichtungen mit vorhandenen liquiden Mitteln ist nicht (mehr) möglich). Überschuldung liegt vor, wenn Zahlungsverpflichtungen aus dem laufenden Einkommen sowie aus der Verwertung des eigenen Vermögens nicht fristgerecht erfüllt werden können. Gründe dafür können sein, dass das Einkommen sinkt oder komplett wegfällt, dass Risiken wie Krankheit, Pflegebedarf oder größere Reparaturen unerwartet eintreten oder dass einfach finanziell schlecht geplant wurde. Wenn also Verschuldung und finanzielle Schwierigkeiten gleichzeitig auftreten, kann aus einer Verschuldung eine problematische Situation werden.
Der Weg von der Ver- zur Überschuldung verläuft in vielen Fällen ähnlich. Zunächst kann eine Zahlungsverpflichtung, wie beispielsweise eine offene Rechnung oder die Rate eines aufgenommenen Kredits, nicht termingerecht erfüllt werden. Daraufhin wird gemahnt, womit weitere offene Beträge wie Mahnspesen und Verzugszinsen entstehen. Ebenso kann der offene Betrag eingeklagt werden, womit zusätzliche Kosten, wie zum Beispiel Gerichtskosten, hinzukommen. Damit entsteht eine Situation, aus der man nicht mehr so leicht herauskommt. Der Zuwachs an Kosten ist größer als jener Betrag, der leistbar ist.
Es gibt eine Menge an Gründen für das Abgleiten in eine Überschuldung, aber im Wesentlichen lassen sie sich zu drei Kategorien zusammenfassen:
Ungeplanter Umgang mit Geld
Hier spielen oft Spontankäufe eine Rolle, da dadurch leicht der Überblick verloren geht, was schon alles gekauft wurde und wie viel das gekostet hat.
Eintreten unvorhergesehener Ereignisse
Hierzu sind zum Beispiel der plötzliche Arbeitsplatzverlust, das Scheitern einer Selbständigkeit, das Scheitern von Beziehungen oder auch Erkrankungen zu zählen.
Überschätzung der eigenen Finanzkraft
Gerade wenn es darum geht, größere Anschaffungen zu tätigen, besteht die Gefahr die eigene Finanzkraft zu überschätzen und Rückzahlungsverpflichtungen einzugehen, die diese übersteigen.
Ursachen für Verschuldung
Verschuldungssituationen können in unterschiedlichen Lebenssituationen auftreten. Grund dafür ist zunächst, dass wir bestimmte Ausgaben sofort tätigen wollen oder müssen, für die aktuell das eigene Geld nicht ausreicht. Daher leihen wir uns Geld von anderen Personen oder Institutionen, um die Zahlungen leisten zu können.
Schulden werden im Wesentlichen entweder für Investitionen, zum Beispiel den Kauf einer Immobilie, oder für Konsumausgaben, zum Beispiel für den Urlaub, gemacht. Diese beiden Möglichkeiten unterscheiden sich dadurch, dass bei Investitionen ein Wert geschaffen wird (zum Beispiel die Immobilie), beim Konsum hingegen nicht.
Verschuldung für Investitionszwecke
Man spricht von einer Verschuldung für Investitionszwecke, das heißt von einer Verschuldung für eine werthaltige Anschaffung oder Ausgabe, wenn die voraussichtliche Nutzungsdauer zumindest so lange ist wie die Dauer der Verschuldung. Ebenso kann eine Anschaffung oder Ausgabe werthaltig sein, wenn damit zusätzliches Einkommen erzielt werden kann. Handelt es sich beispielsweise um ein Eigenheim, eine Renovierung, eine Aus- und Weiterbildung, Arbeitsmittel oder auch um eine Unternehmensgründung oder -beteiligung, so steht der Verschuldung ein materieller Wert oder eben eine zusätzliche Einkommensquelle gegenüber. Dies kann in Notsituationen dazu verwendet werden, um die offenen Schulden begleichen zu können und damit gar nicht erst in eine problematische finanzielle Situation zu geraten.
Verschuldung für Konsumzwecke
Anders verhält es sich hingegen bei einer Verschuldung für Konsumzwecke. Der Wert beziehungsweise die voraussichtliche Nutzungsdauer des Gegenstands oder der Dienstleistung, der/die mit Schulden finanziert wird, ist hierbei häufig geringer als die Höhe und die Dauer der Verschuldung. Verschuldet sich eine Person beispielsweise für eine Reise, so können offene Schulden bestehen, obwohl die Reise schon lange vorüber ist. Dieser Verschuldung steht also kein materieller Gegenwert gegenüber. Ähnlich verhält es sich auch bei Gegenständen wie Smartphones, Wohnungseinrichtung oder Kleidung. Ist bei Gegenständen wie diesen zusätzlich noch ein Ersatz nötig, fallen weitere Ausgaben an und zusätzlich müssen auch noch die offenen Schulden beglichen werden. Hier droht die Gefahr, in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen und damit auch in eine problematische Verschuldungssituation.
Versteckte Verschuldung
Verschuldungssituationen sind oftmals nicht so offensichtlich. Eine Person ist beispielsweise auch dann verschuldet, wenn sie sich Geld für ein Getränk bei einer Freundin oder einem Freund ausborgt, oder aber auch für größere Anschaffungen bei Eltern oder anderen Privatpersonen. Ebenso ist eine Person verschuldet, wenn sie ihr Bankkonto kurzfristig überzieht oder ein Buy-now-Pay-Later Angebot bei einem Onlineshop in Anspruch nimmt. Häufig sind Finanzierungsformen wie die Kontoüberziehung oder das Buy-now-Pay-Later Angebot zwar relativ leicht zu bekommen, gleichzeitig können sie aber auch sehr teuer sein. Die Kosten können versteckt sein und erst später auftreten. Werden mehrere solche Zahlungsverpflichtungen abgeschlossen, so steigt damit die monatliche Ausgabenbelastung und es besteht die Gefahr, den Überblick zu verlieren.
Beispiel: Verschuldung
Eine Person verfügt über ein laufendes Nettoeinkommen in Höhe von 1.700 EUR, mit dem sie all ihre laufenden Ausgaben gut abdecken kann und von dem monatlich 100 EUR überbleiben. Ersparnisse hat die Person keine. In ihren laufenden Ausgaben sind bereits die monatlichen Rückzahlungen für einen Bankkredit in Höhe von 150 EUR sowie ein Streaming Abo, das monatlich 12,99 EUR kostet, enthalten.
Folgende Ausgaben kommen nun noch hinzu:
Die Person schließt ein Abo für ein Fitnessstudio um monatlich 29,90 EUR mit einem Jahr Laufzeit ab. Beim letzten Einkauf von Kleidung im Online-Shop über 320 EUR hat sie die Zahlungsoption „Kauf auf Raten“ in Anspruch genommen. Dafür fallen über die nächsten 12 Monate Raten in Höhe von 29,12 EUR monatlich an. Damit steigen die monatlichen laufenden Ausgaben insgesamt um knapp 60 EUR an.
Aktuell ist die Person verschuldet. Sie muss den Bankkredit sowie die Raten für den Online-Einkauf termingerecht zahlen. Ebenso hat sie mit dem Fitnessstudio monatliche Zahlungsverpflichtungen vereinbart, die sie erfüllen muss.
Sollten bei dieser Person beispielsweise unvorhergesehene Reparaturen anfallen oder es zu einer Verringerung des monatlichen Einkommens kommen, so steht sie vor Zahlungsschwierigkeiten und kann in eine Situation mit Schuldenproblemen und Überschuldung geraten.
Schuldenfallen
Trotz eines regelmäßigen Einkommens kann es vorkommen, dass Personen den Überblick über ihre finanzielle Situation verlieren. Neben laufenden Zahlungen können auch unerwartete Ereignisse wie Reparaturen oder besondere Wünsche und Bedürfnisse auftreten, die mit höheren Ausgaben verbunden sind. Diese Ausgaben können häufig in die Verschuldung führen. Das gefährliche an sogenannten Schuldenfallen ist, dass sie erst nach einiger Zeit erkennbar sind, wenn sich die Schulden bereits summiert haben. Erst im Nachhinein wird festgestellt, dass die Höhe der eingegangenen Zahlungsverpflichtungen die Höhe des monatlichen Einkommens übersteigt. Die häufigsten Schuldenfallen sind:
Ausgehen und Bestellservices
Ausgaben für Ausgehen und auswärts Essen und Trinken ebenso wie für Bestellservices sind meist sehr hoch. Hierzu zählen beispielsweise auch der regelmäßige Coffee to go oder der gekaufte Snack für zwischendurch.
Tipp
- Selbst zu kochen und Lebensmittel von zu Hause mitzunehmen sind kostengünstige Alternativen.
Abonnements und Mitgliedschaften
Es gibt unzählige Angebote, die mit einer zeitlichen Bindung und fixen Ausgaben verbunden sind. So verursachen (ungenutzte) Mitgliedschaften oder auch Internet-Abos oder Streamingdienste zunächst geringe monatliche Kosten, die sich allerdings summieren können.
Tipp
- Eine Möglichkeit bei Abos könnte zum Beispiel sein, nicht alle Angebote zeitgleich in Anspruch zu nehmen, sondern zeitlich aufeinanderfolgend.
Telekommunikation und neue Medien
Das Angebot an neuen Smartphones, Tablets, Fernsehgeräten etc. ist groß und es kommen laufend neue Geräte hinzu. Ebenso kann der soziale Druck dazu beitragen, die neuesten Geräte haben zu wollen. Die einmaligen oder auch laufenden Ausgaben hierfür können jedoch hohe finanzielle Belastungen darstellen.
Tipp
- Aufbereitete Geräte können oftmals kostengünstig gekauft werden und bieten ebenso alle wesentlichen Funktionen. Ein Vergleich von Handyverträgen mit Gratishandy oder ohne dieses kann helfen, teure Vertragsbindungen zu erkennen und zu vermeiden.
Versicherungen
Manchmal werden Versicherungen voreilig abgeschlossen, ohne sich zu fragen, ob man den gebotenen Versicherungsschutz überhaupt benötigt. Ebenso kann es vorkommen, dass Personen für ein Risiko doppelt oder dreifach versichert sind.
Tipp
- Eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Risiken und den abgeschlossenen Versicherungen kann helfen, Ausgaben einzusparen. Ein Beratungsgespräch oder der Vergleich von Angeboten auf Portalen kann sinnvoll sein.
Kontoüberziehung und Ratenfinanzierung
Die Überziehung des Bankkontos bis zum nächsten Lohn-/Gehaltseingang verursacht zusätzliche Kosten wie Zinsen und Gebühren. Ebenso kann die Inanspruchnahme von Ratenfinanzierungen wie Buy-now-pay-Later Angeboten für die Finanzierung von Konsumgütern mit zusätzlichen Kosten verbunden sein.
Tipp
- Das eigene Bankkonto sollte regelmäßig kontrolliert werden. Bei Wünschen nach Konsumgütern kann es ratsam sein zunächst ein paar Nächte darüber zu schlafen und eher dafür zu sparen, als eine Ratenfinanzierung abzuschließen.
Grundsätzlich kann Schuldenfallen durch unterschiedliche Maßnahmen vorgebeugt werden. Dazu zählt beispielsweise einen Haushaltplan zu erstellen, finanzielle Reserven zu bilden und auch immer wieder seine Einnahmen und Ausgaben kritisch zu hinterfragen und diese zu optimieren.