Grundlagen der Wirtschaft verstehen
Wenn wir zu Mittag Hunger haben, können wir uns entscheiden, ob wir uns im Supermarkt einen Snack holen, ob wir selbst kochen, ob wir uns beim Imbissladen um die Ecke etwas zum Mitnehmen besorgen oder ob wir in ein Restaurant gehen.
All diese Möglichkeiten existieren, weil wir Teil einer Wirtschaft sind, in der Unternehmen Produkte und Dienstleistungen anbieten, die Privatpersonen (und natürlich auch andere Unternehmen) kaufen können.
Wirtschaft ist allgegenwärtig. Wir lesen darüber in den Zeitungen, wir hören davon in den Nachrichten, wir sprechen darüber in unserem Bekanntenkreis. Wir alle sind auf vielfältige Weise Teil der Wirtschaft, auch wenn uns das oft gar nicht so bewusst ist.
Die Bedeutung der Wirtschaft
Menschen haben zahlreiche Bedürfnisse, wie zum Beispiel das Bedürfnis, etwas zu essen, in einer Wohnung oder einem Haus zu wohnen, sich fortzubewegen, sich mit anderen zu treffen, Neues zu lernen oder sich entsprechend den eigenen Vorstellungen zu kleiden. Daher kochen Menschen oder gehen in ein Restaurant essen, sie kaufen sich ein Auto, ein Fahrrad oder ein Ticket für den öffentlichen Verkehr, sie gehen mit Freundinnen und Freunden ins Kino oder ins Theater, sie besuchen Weiterbildungsveranstaltungen oder gehen shoppen. Menschen versuchen, sich ihre Bedürfnisse auf ganz unterschiedliche Weise zu erfüllen. Dabei gelingt es ihnen in den meisten Fällen nicht, ihre Bedürfnisse allein zu erfüllen. Oft brauchen sie andere Menschen, die in Unternehmen arbeiten und unterschiedliche Produkte und Dienstleistungen anbieten.
Kaufen wir Produkte oder Dienstleistungen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen, zahlen wir dafür einen bestimmten Preis. Wir tauschen also unser Geld gegen ein Produkt oder eine Dienstleistung.
Wir verwenden dafür Geld, das wir selbst für eine erbrachte Leistung erhalten haben. Wenn wir beispielsweise in einem Unternehmen arbeiten, erhalten wir Geld (Lohn oder Gehalt), das wir dann wieder einsetzen können, um uns etwas zu kaufen. Neben der Erwerbsarbeit, für die wir mit Geld entlohnt werden, gibt es viele unbezahlte Tätigkeiten, die für eine funktionierende Wirtschaft genauso wichtig sind. Dazu zählen zum Beispiel Aufgaben im Haushalt, die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen. Für diese Arbeiten gibt es meist kein Entgelt. Sie werden auch unter dem Begriff Care-Arbeit zusammengefasst.
Wollen wir ein Produkt oder eine Dienstleistung erwerben, dient Geld dabei als Tauschmittel. Der Tausch von Leistung und Geld zählt zu den wichtigsten Grundlagen unserer Wirtschaft.
Die Mittel, die zum Tausch zur Verfügung stehen, sind allerdings begrenzt. So ist zum Beispiel die Zeit, die wir zum Arbeiten verwenden können, begrenzt. Wenn wir arbeiten, erhalten wir Geld als Gegenleistung von unserer Arbeitgeberin oder unserem Arbeitgeber. Das Einkommen ist bei manchen Menschen höher und bei manchen niedriger. Doch egal wie hoch unser Einkommen ist, es ist begrenzt. Auch die Mittel, die ein Unternehmen zum Produzieren zur Verfügung hat, sind begrenzt. Diese Begrenzung stellt uns vor die Herausforderung, dass wir uns entscheiden müssen, wofür wir das erhaltene Geld und andere Mittel, die wir haben, einsetzen wollen.
Wir wirtschaften also, um unsere Bedürfnisse bestmöglich mit den begrenzten Mitteln zu erfüllen. Und Unternehmen wirtschaften, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu erstellen und damit ihren Unternehmenszweck zu erfüllen.
Wirtschaftsteilnehmende
Wir treten in den Austausch mit anderen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Dabei entstehen unterschiedliche Austauschbeziehungen. Diese Austauschbeziehungen lassen sich in einem Kreislauf darstellen. Im sogenannten Wirtschaftskreislauf treffen private Haushalte (Privatpersonen), Unternehmen und der Staat aufeinander und stehen in unterschiedlichen Beziehungen zueinander.
Austauschbeziehung 1: Güter und Konsumausgaben
Privatpersonen sind unter dem Begriff „private Haushalte“ zusammengefasst. Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse und können nicht all das selbst herstellen, was sie brauchen, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Deshalb gibt es Unternehmen, die Güter (Produkte und Dienstleistungen) produzieren und zum Kauf anbieten. Dabei spezialisieren sich Unternehmen auf bestimmte Bedürfnisse. Während die einen beispielsweise Lebensmittel produzieren, entwickeln andere Smartphones und wieder andere entwerfen Kleidungsstücke. Die privaten Haushalte erhalten die gewünschten Produkte oder Dienstleistungen und die Unternehmen erhalten dafür im Austausch Geld, das in diesem Zusammenhang als Konsumausgaben bezeichnet wird.
Austauschbeziehung 2: Arbeitsleistung und Einkommen
Damit Unternehmen Güter anbieten können, benötigen sie unterschiedliche Ressourcen. Eine wichtige Ressource stellen dabei die Mitarbeitenden dar. Privatpersonen arbeiten in Organisationen, wie beispielsweise Unternehmen, Bildungseinrichtungen, der Verwaltung oder Sozialeinrichtungen und bekommen Einkommen in Form von Löhnen oder Gehältern. Dieses Einkommen können sie dann wieder in Form von Konsumausgaben für das verwenden, was sie brauchen, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Durch die Konsumausgaben der privaten Haushalte können Unternehmen wiederum ihre Mitarbeitenden bezahlen und andere Kosten decken sowie Gewinne erwirtschaften.
Austauschbeziehung 3: Abgaben und öffentliche Güter
Nicht alle Leistungen werden ausschließlich zwischen privaten Haushalten und Unternehmen ausgetauscht. Es gibt Leistungen, wie beispielsweise Straßen, Radwege, Gehsteige oder Hilfeleistungen durch die Polizei, die Privatpersonen in Anspruch nehmen können, aber nicht direkt bezahlen müssen. Auch manche anderen Leistungen, wie etwa im Bereich der Bildung oder der Gesundheitsversorgung, sind nicht direkt zu zahlen, weil sie allen Menschen in gleicher Weise zur Verfügung stehen sollen. Die privaten Haushalte und die Unternehmen liefern einen Teil ihres Einkommens und auch der Konsumausgaben in Form von Steuern und anderen Abgaben an den Staat ab. Der Staat verwendet diese Einnahmen, um seine öffentlichen Leistungen erbringen zu können. Diese öffentlichen Leistungen können sowohl die privaten Haushalte als auch die Unternehmen in unterschiedlichen Formen in Anspruch nehmen. Private Haushalte erhalten vom Staat beispielsweise Familienbeihilfe, Pensionszahlungen oder Bildungsangebote, während Unternehmen zum Beispiel Subventionen oder Forschungsförderungen bekommen können. Die Einhebung von Steuern und anderen Abgaben ermöglicht es, dass viele verschiedene staatliche Leistungen angeboten werden können.
Der Wirtschaftskreislauf zeigt, dass private Haushalte, Unternehmen und der Staat in vielen Wechselbeziehungen zueinanderstehen. Sie tauschen Produkte, Dienstleistungen und Geld aus und gestalten damit die Wirtschaft.
Beispiel
Herr Mayer ist als Buchhalter (Arbeitnehmer) in einem kleinen Unternehmen (Arbeitgeber) angestellt und erhält dafür monatliche Geldzahlungen auf sein Konto (Gehalt). Wenn Herr Mayer im Restaurant Sonntalerhof ein Mittagsmenü kauft, gibt er Geld aus (Konsumausgabe). Im Gegenzug erhält er eine Mahlzeit (Gut). Der bezahlte Geldbetrag fließt in die Einnahmen des Restaurants. Das Restaurant wiederum gibt einen Teil dieses Geldes aus, um Lebensmittel von Lieferant:innen zu kaufen. Die Lieferant:innen erhalten Einkommen durch den Verkauf ihrer Produkte an das Restaurant. Gleichzeitig zahlt das Restaurant Sozialabgaben sowie Einkommen- und Umsatzsteuern an den Staat (Abgaben). Der Staat verwendet diese Mittel, um öffentliche Dienstleistungen wie Straßenbau oder Bildung (öffentliche Güter) zu finanzieren. Somit entsteht ein fortlaufender Kreislauf, bei dem Geld, Produkte und Dienstleistungen zwischen den privaten Haushalten, den Unternehmen und dem Staat ausgetauscht werden.
Es ist wichtig, zu betonen, dass es sich hier um einen vereinfachten Wirtschaftskreislaufhandelt, der in der Realität weit komplexer ist, vor allem durch Wirtschaftsbeziehungen mit anderen Ländern. Rechtliche, politische, soziale und kulturelle Bedingungen spielen natürlich eine große Rolle.
Wie Angebot und Nachfrage den Preis am Markt bestimmen
Die Entscheidungen der Haushalte, wofür sie beispielsweise ihr Einkommen ausgeben wollen, die Entscheidungen der Unternehmen, was und wieviel sie produzieren wollen, und die Entscheidungen des Staates, wie etwa die Höhe der Steuern, treffen im Wirtschaftskreislauf zusammen. Dieses Zusammentreffen wird als Markt bezeichnet. Auf einem Markt gibt es eine Angebotsseite und eine Nachfrageseite. Unternehmen, die Fahrräder produzieren, repräsentieren beispielsweise die Angebotsseite auf dem Markt für Fahrräder. Sie können einen Preis für die produzierten Fahrräder bestimmen. Wenn der Preis sehr hoch ist, könnten potenzielle Käufer und Käuferinnen, seien es private Haushalte oder andere Unternehmen, weniger motiviert sein, Fahrräder zu kaufen. Infolgedessen könnten die Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre Fahrräder zu verkaufen und könnten gezwungen sein, den Preis zu senken. Wenn der Preis für Fahrräder niedrig ist, wird die Nachfrage wahrscheinlich steigen, da mehr private Haushalte oder Unternehmen motiviert sind, Fahrräder zu kaufen. Eine erhöhte Nachfrage könnte dazu führen, dass die Unternehmen ihre Preise anheben, um von der gestiegenen Nachfrage zu profitieren. Durch das Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt wird letztendlich ein Gleichgewichtspreis gefunden. Dieser spiegelt wider, bei welchem Preis das Angebot und die Nachfrage übereinstimmen. Verändert sich die Nachfrage, verändert sich auch der Preis, bei dem es wieder zu einem Gleichgewicht kommt. Wollen zum Beispiel mehr Leute ein bestimmtes Produkt haben, das Angebot bleibt jedoch gleich, dann steigt der Preis. Das passiert auch, wenn das Angebot sinkt (zum Beispiel wegen einer schlechten Ernte), die Nachfrage aber gleichbleibt.
Dieses Prinzip von Angebot und Nachfrage gilt nicht nur für Fahrräder, sondern für eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen auf verschiedenen Märkten im Wirtschaftskreislauf. Außerdem gibt es auch einen Arbeitsmarkt, wo private Haushalte als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der Angebotsseite und die Unternehmen als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber auf der Nachfrageseite einander gegenüberstehen. Ebenso gibt es einen Kapitalmarkt, wo Angebot von und Nachfrage nach Geld und Kapital zusammentreffen. Sie funktionieren alle nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Private Haushalte, Unternehmen und der Staat verfolgen nicht immer dieselben Interessen, wenn es um den Austausch von Waren/Dienstleistungen und Geld geht. Die privaten Haushalte möchten gute Produkte und Dienstleistungen zu einem günstigen Preis kaufen. Außerdem möchten sie für ihre Arbeitsleistung ein faires, möglichst hohes Einkommen erhalten. Auf der anderen Seite wollen Unternehmen durch den Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen Gewinne erzielen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass sie Produktionsmaterialien in der gewünschten Qualität zu einem möglichst günstigen Preis einkaufen möchten. Auch die benötigte Arbeitsleistung soll keine zu hohen Kosten verursachen. Für ihre Produkte und Dienstleistungen wollen sie einen möglichst hohen Preis erzielen. Auch in Bezug auf den Staat kommt es zu Interessenskonflikten. Private Haushalte und Unternehmen möchten gerne möglichst viele Leistungen vom Staat erhalten, wollen dafür aber möglichst wenig Steuern zahlen.
Nochmals in Kürze
Warum wirtschaften wir?
- Wir wirtschaften, weil wir Bedürfnisse haben, die wir mit beschränkten Mitteln erfüllen möchten.
- Wirtschaften bedeutet zu entscheiden, für welche Zwecke wir unsere beschränkten Mittel (Geld, Zeit, Arbeitskraft, Ausdauer, …) einsetzen möchten.
Wer ist Teil der Wirtschaft?
- Private Haushalte, Unternehmen und der Staat sind die wesentlichen Akteur:innen der Wirtschaft.
- Es ist ein Merkmal der Wirtschaft, dass diese Wirtschaftsteilnehmer:innen arbeitsteilig Produkte und Leistungen erstellen und untereinander tauschen.
Welche Austauschbeziehungen gibt es im Wirtschaftskreislauf
- Private Haushalte stellen ihre Arbeitskraft den Unternehmen und dem Staat zur Verfügung und erhalten dafür Geld. Mit diesem Geld können sie Produkte und Leistungen kaufen, die vor allem Unternehmen herstellen.
- Sowohl private Haushalte als auch Unternehmen zahlen Steuern an den Staat, damit dieser seine Aufgaben in der Wirtschaft erfüllen kann.
Wie funktioniert der Markt?
- Auf dem Markt kommen Angebot und Nachfrage nach bestimmten Gütern zusammen.
- Auf dem Arbeitsmarkt kommt zum Beispiel das Angebot an Arbeitskraft und die Nachfrage nach Arbeitskraft zusammen.
Wie beeinflussen Angebot und Nachfrage den Preis?
- Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage nach einem bestimmten Gut beeinflusst den Preis.
- Wollen viele ein Gut, von dem nur wenig angeboten wird, wird der Preis in der Regel steigen und nur diejenigen, die bereit sind, den höheren Preis zu zahlen, werden das Gut kaufen.
- Ist das Angebot groß und die Nachfrage klein, wird der Preis sinken, damit für das große Angebot doch Käuferinnen und Käufer gefunden werden können.